Montag, 10. März 2014

Christian allein zu Haus













An der Dresdner Semperoper werden die Scherben zusammen gekehrt, die Bilanz der letzten Wochen mutet fatal an. Der geschasste Noch-Nicht-Intendant Serge Dorny wird - wie erwartet - den Freistaat Sachsen ob seiner außerordentlichen Kündigung verklagen. Die kolportierten Summen klingen imposant und dürften Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die behaupten, das sei alles sowieso viel zu teuer. Nun überrascht auch noch die Ankündigung, man werde sich mit der Suche nach einem neuen Intendanten für das Traditionshaus Zeit lassen, bis zum Herbst. Ende August sind in Sachsen Landtagswahlen, ob die betroffene Ministerin von Schorlemer danach noch im Amt sein wird, darauf will in Dresden wohl niemand mehr wetten. Die Semperoper arbeitet derweil weiter vor sich hin, es werden verlorene Jahre sein, das muss allen klar sein. Auch den vielen Dresdnern, die stolz auf ihr Haus sind und trotzdem nicht mehr reingehen, warum auch immer! Der Dresdner Staatssekretär Henry Hasenpflug, selbst Mitglied der Findungskommission und im Umfeld der Affäre durch ein paar ungelenke Äußerungen aufgefallen, hat nun verlauten lassen, dass man jetzt nicht nur einen künstlerischen Berater für den Geschäftsführer sucht, sondern auch die Positionen Operndirektion und Chefdramaturgie schnell besetzen will. Das verwundert, schränkt es doch die Möglichkeiten eines neuen Intendanten schon wieder ein. Gewiss, das Haus braucht schnell eine funktionierende künstlerische Verwaltung, aber es braucht noch viel mehr eine grundsätzliche Vergewisserung über seine strategische Ausrichtung. Es geht hier weder um eine Touristenoper, noch um ein Stadttheater, sondern um ein eigenes tragfähiges und nachhaltiges Konzept! Das zu entwickeln und umzusetzen ist eine originäre Intendantenaufgabe. Doch wer soll sich dieser Aufgabe in einer so verfahrenen Situation stellen? Dazu kommt noch, auch nicht eben erleichternd: Aus allem scheinbar unbeschadet geht Christian Thielemann hervor. Dabei hat am Ende auch die Tatsache, dass seine Kompetenzen nicht mit dem Maß an Verantwortung für das Gesamthaus einhergehen, diese Krise mit heraufbeschworen. Mit ihm wird ein neuer Intendant am ehesten auskommen müssen, soviel ist jetzt klar und auch das schränkt den Kreis der Kandidaten noch weiter ein. Thielemann ist in der Branche kein unbeschriebenes Blatt. Was kann man aus der aktuellen Krise lernen? Es ist und bleibt ein Konstruktionsfehler, dass ein Orchester mit Weltgeltung ein Opernhaus im Nebenerwerb betreiben will. So sehr der Staatskapelle Dresden die große Aufmerksamkeit und der internationale Erfolg zu gönnen ist, hier wird es ein Umdenken geben müssen. Man sollte Serge Dorny beinahe dankbar sein, dass er das Problem so deutlich gemacht hat. Es gibt zwei vergleichbare Fälle: Leipzig und Wien. In Leipzig haben sich Oper und Gewandhaus künstlerisch vollständig voneinander gelöst, mit der Konsequenz, dass die Oper Leipzig überregional kaum noch relevant ist und in Wien sorgt das immer noch viel reichlicher als hierzulande sprudelnde Geld für einen Waffenstillstand auf hohem Niveau. Beides sind für Dresden keine vorstellbaren Szenarien! Quo vadis Semperoper? Man wird sich erst mal weiter so durchwurschteln, das hält man in Sachsen ja für eine Kernkompetenz und man hat darin Erfahrung. Der neue Spielplan wird in wenigen Tagen bekannt gegeben werden, mit einigen der von Dorny geplanten Produktionen und einer grandiosen Richard-Strauss-Woche im November, Renée Fleming singt Araballa und Capriccio, natürlich dirigiert Thielemann. Aber reichen wird das auf keine Fall! Besorgte Fragen über Fragen....und hoffentlich keine schnellen Antworten!

1 Kommentar:

  1. Wer sich Thielemann holt, muss auch die Konsequenzen tragen. Ihn erträgt man nur als Gastdirigenten.

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